Frei sein im Fluss des Lebens – warum systemische Arbeit so wertvoll ist
- Caroline Banz
- 3. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Jahrelang konnte ich es nicht erklären. Jedes Mal, wenn ich nach Deutschland reiste, war da diese Schwere – spürbar schon bei der Grenzüberquerung, als würde ich in eine andere Welt eintauchen. Ich wusste nicht, warum, aber es war da. Lange dachte ich, das sei eben so. Erst später verstand ich: Ich trug eine Geschichte mit mir, die nicht meine war.
Was ist systemische Arbeit?
Systemische Arbeit macht unsichtbare Muster in Familien sichtbar. Oft übernehmen wir unbewusst Rollen oder Lasten. Ziel ist es, diese Verstrickungen zu erkennen, loszulassen und den eigenen Platz im Leben wieder einzunehmen – mit Verständnis statt Schuld oder Groll.
Ein Erbe, das ich unbewusst getragen habe
Meine Mutter, geboren während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland, wuchs in einer von Angst und Schuld geprägten Zeit auf. Obwohl sie mich von ganzem Herzen liebte, verhinderten die seelischen Narben und Auswirkungen ihrer Vergangenheit, dass sie mir den Schutz und Halt geben konnte, den ich so dringend brauchte.
Stattdessen wurde ich früh zur starken Tochter, die Verständnis zeigte, aushielt und mittrug – eine Rolle, die niemals meine gewesen wäre. Ich wurde zur emotionalen Stütze, obwohl ich selbst noch viel zu klein war, um eine solche Last zu tragen.
Systemische Arbeit: Vom Erkennen zum Loslassen
Lange versuchte ich, das einfach zu akzeptieren. Doch je älter ich wurde, desto klarer wurde mir: Es muss nicht so sein. Ich begann, mich meiner Geschichte zu stellen – auch wenn es weh tat. Und dann kam der wichtigste Schritt: Ich entschied mich bewusst, diese Last, die auch bei mir viele Spuren hinterliess, nicht mehr weiterzutragen. Erkenntnis allein reichte jedoch nicht – ich musste bereit sein, die Vergangenheit dort zu lassen, wo sie hingehört.
Das Ergebnis: Freiheit fühlt sich verdammt gut an
Es war ein Prozess, aber irgendwann machte es Klick. Ich erkannte, dass ich mich nicht länger für eine Vergangenheit verantwortlich fühlen muss, die gar nicht zu mir gehört. Heute reise ich nach Deutschland, ohne dass mich eine unsichtbare Schuld niederdrückt. Ich habe Frieden geschlossen – mit mir, meiner Mutter, der Vergangenheit. Zum ersten Mal stehe ich wirklich auf meinem eigenen Platz – leicht, frei, ganz bei mir. Die Lasten, die mich so lange begleiteten, sind nicht mehr meine. Und genau das ist wahre Freiheit.
Ein Dank an die, die mich begleitet haben
Mein besonderer Dank gilt meiner Mentorin Colleen-Joy, die mir durch systemisches Coaching neue Türen geöffnet hat. Auch das Buch Bloodlines & Baggage von Pam Roux & Colleen-Joy wurde für mich zu einem entscheidenden Werkzeug auf diesem Weg.
Von Herzen danke ich meinem Partner Patrik Forrer, der mit der Geduld eines Zen-Meisters meine endlosen Gedankenwirbel, Erkenntniswellen und Tränenströme ausgehalten hat – und trotzdem an meiner Seite geblieben ist.
Was trägst Du noch – obwohl es nicht zu Dir gehört?
Herzlich
Caroline
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